Früher
Anfang des 20. Jahrhunderts hatten Seeleute das japanische Ju Jutsu in Europa eingeführt und als Jiu Jitsu bekanntgemacht. Die traditionellen Griffe und Schläge wurden im Laufe der Zeit mit Ringergriffen und Boxtechniken vermengt. Es entstand sozusagen ein europäisches Jiu Jitsu, das als Selbstverteidigung propagiert wurde. Eine Art der Verteidigung bei der wenig vom Prinzip des Nachgebens oder Ausweichens zu erkennen war.
Heute
Das moderne Ju Jutsu geht nicht vom Angriff aus, sondern primär von der Selbstverteidigung. Die verwendeten Selbstverteidigungstechniken sind hauptsächlich Grundformen aus Judo, Karate und Aikido. Da Ju Jutsu allerdings ein lebendes System ist, sind auch Techniken aus anderen Kampfkünsten integriert.
Jede Verteidigungstechnik ist gegen mehrere Angriffsarten einsetzbar. Der Verteidiger hat die Möglichkeit, mit an seine körperlichen Fähigkeiten angepassten Kombination, auf alle Arten von Angriffen angemessen zu reagieren. Ein ständiges trainieren hat zum Ziel automatische Reflexe hervorzurufen.
Ju Jutsu ist die moderne Selbstverteidigung für die Praxis des täglichen Lebens. Leicht erlernbar und vielseitig anwendbar.
Abgesehen vom Erlernen der Verteidigung, wird der Körper ganzheitlich trainiert. Es werden Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und Koordination geschult. Nicht zu vergessen ist der Kameradschaftsaspekt.
Trainer
Unsere Trainer sind gut ausgebildet und hoch graduiert. Um das Ju Jutsu zu perfektionieren, schaut unser Verein auch gerne über den Tellerrand hinaus. Unsere Trainer haben zusätzliche Erfahrungen in mehreren Kampfsportsystemen. Darunter Kampfkünste wie Karate, Kobudo, Hanbo Jutsu, Kyushu Jutsu, BJJ Bodenkampf und Taekwondo.
Ju-Jutsu, was ist das?
Das zusammengesetzte Wort „Ju Jutsu“ stammt aus dem Japanischen. „Ju“ steht für Sanft oder auch für Nachgeben und Ausweichen. Das Wort „Jutsu“ ist mit Kunst zu übersetzen. Somit ist Ju Jutsu die Sanfte Kunst, die das Prinzip des Siegens durch Nachgeben und Ausweichen anwendet.
Zertifizierter Dan-Stützpunkt
Unsere Ju Jutsu Abteilung wurde am 10. Oktober 2019 als offizieller Dan-Stützpunkt zertifiziert.
Die Dan-Prüfung (Prüfung zum schwarzen Gürtel) ist ein wichtiger Abschnitt für viele Kampfsportler. Um den höchsten Standard für Dan-Prüfungen innerhalb des Landesverbandes Bayern (JJVB) zu gewährleisten, wurde die Idee der zertifizierten Dan-Stützpunkte ins Leben gerufen. Sportler aus ganz Bayern, die eine Dan-Prüfung ablegen möchten, können sich innerhalb des JJVB einen zertifizierten Stützpunkt in Ihrer Nähe suchen. An einem vereinbarten Termin wird ihr geplantes Dan-Programm von einem Dan Träger des zertifizierten Stützpunktes begutachtet und bei Bedarf mit hilfreichen Tipps verfeinert. Dadurch verspricht sich der Verband eine Qualitätsverbesserung der einzelnen Prüfungsprogramme und mehr Prüfungssicherheit für den Prüfling.
Wir sind dem Aufruf des JJVB zur Zertifizierung gefolgt. Dank unserer erfahrenen und gut ausgebildeten Trainer sowie der guten Infrastruktur des TSV Lindau, konnten wir uns das Zertifikat verdienen
Chronik
Eine Ausschreibung eines Ju Jutsu Lehrganges brachte 1972 alles ins Rollen. Dieter Unglaub absolvierte diesen Lehrgang und bestand zugleich auch seinen Gelbgurt. In der Folgezeit lernte Dieter den Sportkameraden Klaus Treptow kennen. Dieser war damals bereits stolzer Träger des orangenen Gürtels in Jiu-Jitsu und trainierte eine Gruppe von Arbeitskollegen in dieser Sportart. Zusammen mit Hans Lenz sen. und Dieter Unglaub entstand die Idee eine Ju Jutsu Abteilung ins Leben zu rufen. Sie sollte als Unterabteilung der Judokas geführt werden. Doch wo sollte die frischgebackene Ju Jutsu Abteilung ihr Training abhalten, ohne den Sportfreunden der Judoabteilung in die Quere zu kommen?
Hans Lenz sen. löste das Problem, indem er in Verhandlungen mit der Stadt trat. So bezog die Abteilung den Saal des Reutiner Rathauses als Trainingslokal. In Zusammenarbeit mit der Firma Elektra schuf man Umkleidemöglichkeiten für Frauen und Männer. Dem Trainingsablauf stand nun nichts mehr im Wege. Klaus Treptow und Dieter Unglaub nahmen auch weiterhin an zahlreichen Wochenendlehrgängen teil. So konnten sie ihr Wissen über die Techniken des Ju Jutsu aufbauen und weitergeben. Im Laufe der Jahre wurden auch nationale, internationale sowie Bundeslehrgänge in Lindau durchgeführt.
Nächstes Trainingslokal der Ju Jutsu Abteilung war die Jahnturnhalle auf der Lindauer Insel.
Klaus Treptow und Dieter Unglaub legten verschiedene Gürtelprüfungen ab und erweiterten so ihr technisches Wissen. Im Jahre 1975 stellten sich die beiden Trainer in Stuttgart der Prüfung für den Meistergrad (Schwarzgurt Ju Jutsu). Nach bestandener Prüfung zum 1.Dan Ju Jutsu waren die beiden Sportfreunde die ersten Ju Jutsu Schwarzgurtträger im Bodenseeraum.
Im wahrsten Sinne des Wortes bunt gemischt waren die Gürtelfarben, die Mitglieder der Abteilung durch Prüfungen erlangten. Vom Gelbgurt, Orangegurt, Grüngurt, Blaugurt, Braungurt, bis hin zu weiteren Schwarzgurten. Getragen wurden dies von Kämpfern wie Richard Preuß, Helmut Haberda und Siegfried Wittwer.
Auch zwei Damen der Ju Jutsu Abteilung stellten sich der umfangreichen Gürtelprüfung zum Schwarzgurt, mit Erfolg! Somit wurden Regina Meyer und Dolores Schneider damals als erste weiblich Schwarzgurtträgerinnen im Bodenseeraum graduiert.
Hans Lenz sen. ließ der Ju Jutsu Abteilung freie Hand im Ausrichten von Lehrgängen und Gürtelprüfungen. Klaus Treptow und Dieter Unglaub lehrten sowohl im Wechsel, wie auch gemeinsam das technische Programm.
Die organisatorischen Arbeiten der Abteilung hatte Dieter Unglaub übernommen. Er knüpfte Verbindungen zu anderen Vereinen und Ländern, so z.B. nach Österreich, in die Schweiz, nach Belgien, ja sogar Australien und China waren ihm nicht zu fern. Doch auch in der näheren Umgebung suchte man die Unterstützung der Lindauer Ju Jutsu Abteilung. So leistete sie Aufbauarbeit in Wangen, Friedrichshafen, Isny und Hindelang.
Bis zum 31.12.1975 war die Lindauer Ju Jutsu Abteilung beim Würtembergischen Judoverband angegliedert. Durch Rückkreisung gehörte sie ab dem 01.01.1976 zum Bayerischen Judoverband. 1990 wurde der Deutsche Ju Jutsu Verband (DJJV) selbständig, dem sich die Ju Jutsu Abteilung über den Bayrischen Landesverband (JJVB) anschloss.
1991 übergab Dieter Unglaub die Abteilungsleitung an Roland Gier. Dieser war bis 1995 für die Belange der Ju Jutsu Abteilung zuständig, ihm folgte von 1995 - 1997 Richard Preuß.
Ab 1997 übernahmen Gerhard Schlauch und Marcus Gebauer gemeinsam die Leitung der Ju Jutsu Abteilung. Sie standen vor der Herausforderung eine der größten Änderungen im Ju Jutsu Verband umzusetzen. Unter dem Begriff „Ju Jutsu 2000“ wurde im Jahr 2000 das bis dahin gültige Prüfungsprogramm grundlegend überarbeitet. Das alte Prüfungsprogramm bestand ausschließlich aus Techniken des Karate, Judo und Aikido. Mit der Überarbeitung kamen auch weitere Techniken aus Kampfsportarten wie Kickboxen und Ringen sowie Techniken aus den chinesischen und philippinischen Kampfkünsten hinzu.
Gerhard und Marcus stellten sich der Herausforderung das Bekannte hinter sich zu lassen und das geänderte Prüfungsprogramm von Grund auf neu zu lernen. Sie besuchten etliche Lehrgänge und gaben ihr Wissen an die Mitglieder der Ju Jutsu Abteilung weiter. Durch ihren Einsatz blieb die Ju Jutsu Abteilung in Lindau bestehen, obwohl sich zu dieser Zeit einige Ju Jutsu Vereine auflösten.
Auch das Trainingsangebot wurde durch Gerhard und Marcus stetig erweitert. Gab es bei ihrer Übernahme lediglich drei Trainingseinheiten, bauten sie das Angebot um weitere Gruppen aus. So kamen zusätzliche Trainingszeiten für Erwachsene sowie spezielle Einheiten für Kinder und Jugendliche hinzu. Über die Jahre hinweg erhöht sie das Trainingsangebot auf acht Einheiten.
Das erweiterte Angebot hatte zur Folge, dass neben der Jahnturnhalle weitere Trainingslokale nötig wurden. Gerhard und Marcus organisierten Trainingsmöglichkeiten in der FOS Halle, die nach einiger Zeit aufgrund anderer Nutzung nicht mehr zur Verfügung stand. So wich die Ju Jutsu Abteilung, neben der Jahnturnhalle, in die Halle der Realschule aus.
Unter Gerhard und Marcus brachte die Ju Jutsu Abteilung weitere Schwarzgurtträger hervor. Ju Jutsuka wie Theo Meyer, Ruben Cüppers, Markus Pirtschke, Daniel Holzer und Leon Mayer stellten sich über die Jahre hinweg erfolgreich ihren Meisterprüfungen und unterstützen im Trainingsbetrieb die beiden Abteilungsleiter.
Im Februar 2017 startete die Aufnahme der Stilrichtung Hanbo Jutsu mit einer Ausbildungsreiche, der sich fünf Mitglieder der Ju Jutsu Abteilung stellten. Über einen Zeitraum von drei Jahren lernten die Teilnehmer Selbstverteidigungstechniken mit Hilfe eines 80 bis 100 cm langen Stocks (Hanbo), als Ergänzung zum Ju Jutsu. Abschluss bildete die fünfstündige Prüfung zum 1.Dan (Schwarzgurt) Hanbo Jutsu im Juni 2019. Durch die neuen Meister wurde es möglich eine Trainingseinheit speziell dem Hanbo Jutsu zu widmen und das Trainingsangebot dadurch weiter auszubauen.
Seit 2020 leiten Daniel Holzer und Leon Mayer gemeinsam die Ju Jutsu Abteilung.